In Deutschland gibt es sehr viele Vogelarten. Eine dieser einheimischen Arten sind die Spechte. Die sogenannten „Echten Spechte“ (lateinische Bezeichnung Picinae), um die es im Folgenden geht, gehören zur Unterfamilie der Spechtvögel. Mit Ausnahme des Wendehalses findet man in dieser Unterfamilie alle Spechtarten im europäischen Raum beheimatet.
Inhalt
Was sind überhaupt Spechte?
Die Spechte sind eine der artenreichsten Vogelfamilien, die es gibt. Insgesamt sind sie in 28 Gattungen und über 200 Arten eingeteilt. Spechte werden unterteilt in die Unterfamilien. Die Gesamtzahl der Spechte werden in insgesamt drei Unterfamilien unterteilt: Echte Spechte (lateinisch Picinae), Zwergspechte (lateinisch Picumninae) und Wendehälse (lateinisch Jynginae). Ihr hauptsächlicher Lebensraum sind die Bäume.
Es gibt einige typische Aussehensmerkmale, die alle Spechte gemeinsam haben. Zunächst einmal ist der kantige Schnabel in Form eines Meißels auffällig. Diese Vogelart verfügt über eine lange Zunge, die er weit herausstrecken kann. Spechte verfügen über exzellente Kletterfüße und einen versteiften Stützschwanz. Sie ernähren sich vorwiegend von Insekten, Nüssen und Samen. Ihre Beute suchen sie sich mit ihrem Schnabel in den Baumrinden.
Im Folgenden werden ein paar verschiedene Spechte, die man in Deutschland in den heimischen Wäldern antreffen kann, in einem kurzen Steckbrief vorgestellt.
Der Blutspecht
Der Blutspecht (lateinisch Dendrocopos syriacus) ähnelt sehr stark dem im Volksmund bekannteren Buntspecht. Im Gegensatz zu diesem fehlt beim Blutspecht die die Verbindung zwischen seinem schwarzem Bartstreif und seinem Nacken. Er erreicht eine Länge von 23 Zentimetern und ein Körpergewicht von 83 Gramm. Sein Lebensraum besteht aus Laubwälder, Gärten und Parks.
Die Brutzeit bei diesem Vogel ist von Mai bis Juli. Er sucht sich zur Brut in den Baumhöhlen einen geeigneten Brutplatz. Die Brut dauert insgesamt 11 Tage. Er Legt drei bis sechs Eier. Er ernährt sich von Insekten, Würmen, Käfern, Larven, Obst, Beeren und Nüssen.
Zu seinen natürlichen Feinden in seinem Lebensraum gehören Eulen und Marder. Seine Lebenserwartung beträgt etwa acht Jahre.
Der Buntspecht
Der Buntspecht (lateinisch Dendrocopos major) hat sehr große weiße Flecken auf den Schultern , zudem einen roten Steiß und schwarzen Scheitel. Die Männchen verfügen über einen roten Fleck am Nacken. Er wird 23 Zentimeter lang und 30 Gramm schwer.
Der Buntspecht brütet 14 Tage lang von April bis Juni in Baumhöhlen. Er ernährt sich von von Insekten, Würmen, Käfern, Larven, Obst, Beeren und Nüssen. Seine natürlichen Feinde sind der Sperber, Uhu, Habichte und Marder. Er wird ca. 10 Jahre alt.
Der Dreizehenspecht
Der Dreizehenspecht (Picoides tridactylus) verfügt im Gegensatz zu anderen Spechten nur über drei Zehen (üblich sind vier). Er hat ein schwarzes Gefieder mit wenig weißen Stellen am Bauch und Rücken. Die Männchen verfügen über einen gelben Scheitel. Man findet ihn in Nadelwäldern der Berge.
Er wird 23 Zentimeter Lang und 72 Gramm schwer. Er brütet von Mai bis Juli für eine Zeit von 12 Tagen in Bruthöhlen. Seine Nahrung besteht aus Insekten, Würmern, Larven und Käfern. Er wird etwa acht Jahre alt. Sein Hauptfeind ist die Eule.
Der Grauspecht
Der Grauspecht (lateinisch Picus canus) ist mittlerweile nur noch selten in unseren heimischen Gefilden zu sehen. Dieser schöne Specht. Er hat einen grauen Kopf, ein helles Gesicht und er ist auch im Bauchbereich hell gefärbt. Die Männchen verfügen über einen kleinen roten Fleck auf der Stirn. Sein natürlicher Lebensraum besteht aus Laub- und Mischwäldern, aber auch Parks und Streuobstwiesen.
Er wird 30 Zentimeter lang und hat ein Gewicht von 190 Gramm. Die Brutzeit ist von Mai bis Juli und dauert 16 Tage. Er ernährt sich von Insekten, Würmern, Ameisen, Käfern, Larven, Samen und Beeren. Zu denen Hauptfeinden gehören Falken, Habichte, Eulen und Waschbären. Er wird etwa 12 Jahre alt.
Der Grünspecht
Der Grünspecht (Picus viridis) hat einen grünen Rücken und Schwanz. Er fällt besonders durch seinen roten Scheitel und das sehr dunkle Gesicht ins Auge. Er bewohnt die heimischen Laub- und Mischwälder mit eher älteren Baumbestand sowie Parks und Obstwiesen. Er wird 33 Zentimeter lang und etwa 220 Gramm scher.
Der Grünspecht brütet von Mai bis Juli über einen Zeitraum von 15 Tagen (5 bis 7 Eier).Seine Nahrung besteht aus Insekten, Würmern, Larven, Ameisen, Käfern, Samen und Beeren. Seite natürlichen Feinde sind Falken, Habichte, Uhus, Sperber, Eulen und Waschbären. Er wird ca. 10 Jahre alt.
Der Kleinspecht
Der Kleinspecht (lateinisch Dendrocopos minor) ist einer der kleinsten Vertreter der Spechte. Er ist schwarz-weiß gefiedert. Das Männchen hat einen roten Oberkopf. Seine Unterseite ist schwarz/weiß gestrichelt. Er lebt in den heimischen Laub- und Mischwäldern mit Totholz sowie auf Streuobstwiesen. Er wird 15 Zentimeter lang und 22 Gramm schwer.
Der Kleinspecht brütet über einen Zeitraum von 12 Tagen in den Monaten Mai bis Juli in Bruthöhlen und legt drei bis 6 Eier. Zu seiner Hauptnahrung gehören Insekten, Würmer, Käfer, Larven, Käfer, Ameisen und auch Schnecken. Seine natürlichen Feinde sind die Falken, Uhus, Eulen, Sperber und Marder. Er hat eine durchschnittlichen Lebenserwartung von ca. acht Jahren.
Der Mittelspecht
Der Mittelspecht (lateinisch Leiopicus Medius) hat einen runden Kopf, dessen Haut rot leuchtet. Er hat gestrichelte Flanken. Die Unterseite des Schwanzes ist hellrot. Er bewohnt Eichen- und Buchenwälder. Er wird ca. 22 Zentimeter lang und 75 Gramm scher.
Seine 14-tägige Brutzeit ist von Main bis Juni. Der Mittelspecht legt vier bis sieben Eier. Seine Hauptnahrung besteht aus Insekten, Würmern, Larven, Käfern und Samen. Seine natürlichen Feinde sind die Falken, Eulen, Sperber und Marder. Er wird 10 Jahre alt.
Der Schwarzspecht
Der Schwarzspecht (Dryocopus martius) hat einen roten Scheitel und weißen Schnabel und ist ansonsten komplett schwarz, wie sein Name schon verrät. Er ist die größte aller heimischen Spechtarten. Bei den weiblichen Exemplaren ist lediglich der Hinterkopf rot gefärbt. Sein Lebensraum besteht aus abgelegenen Laubwäldern und Mischwäldern mir älterem Baumbestand.
Der Schwarzspecht wird etwa 47 Zentimeter lang und 360 Gramm scher. Er brütet von April bis Juni ca. 14 Tage lang (drei bis sechs Eier). Seine Nahrung besteht aus Insekten, Würmern, Larven, Käfern, Samen, Beeren und Nüssen. Seine natürlichen Feinde sind Falken, Habichte, Uhus, Eulen, Sperber und der Waschbär. Er hat eine durchschnittliche Lebenserwartung von 10 Jahren.
Die Sprache der Spechte: Kommunikation und Klopfverhalten
Spechte sind nicht nur für ihre markante Erscheinung bekannt, sondern auch für ihre einzigartige Art der Kommunikation. Das charakteristische Klopfen der Spechte ist mehr als nur ein Mittel zur Nahrungssuche; es ist ein komplexes Kommunikationssystem, das verschiedene Funktionen erfüllt.
Klopfen als Kommunikationsmittel
Das Klopfen dient den Spechten als wichtiges Kommunikationsmittel. Es wird verwendet, um Territorien zu markieren und um potenzielle Partner anzulocken. Jede Spechtart hat dabei ihr eigenes, unverwechselbares Klopfmuster, das es ihnen ermöglicht, Artgenossen zu erkennen und sich von anderen Spechtarten abzugrenzen.
Verschiedene Klopftechniken
Spechte nutzen unterschiedliche Techniken und Oberflächen zum Klopfen. Während der Nahrungssuche klopfen sie in einer schnelleren und weniger rhythmischen Weise, um Insekten und Larven unter der Rinde aufzuspüren. Im Gegensatz dazu ist das Klopfen zur Reviermarkierung und Paarungswerbung lauter, langsamer und rhythmischer. Diese Art des Klopfens wird oft als „Trommeln“ bezeichnet.
Lautäußerungen
Neben dem Klopfen kommunizieren Spechte auch durch eine Vielzahl von Rufen und Lauten. Diese dienen der Warnung vor Gefahren, der Koordination mit dem Partner während der Brutzeit und dem Zusammenrufen der Jungvögel. Die Rufe variieren stark zwischen den verschiedenen Arten und bieten zusätzliche Möglichkeiten zur Unterscheidung.
Bedeutung des Klopfens
Das Klopfen ist für Spechte lebenswichtig. Es ermöglicht ihnen nicht nur die Kommunikation über größere Distanzen, sondern auch die Aufrechterhaltung und Verteidigung ihres Lebensraums. Dieses Verhalten zeigt die Anpassungsfähigkeit der Spechte an ihre Umgebung und ihre speziellen ökologischen Nischen.
Durch das Verstehen des Klopf- und Kommunikationsverhaltens der Spechte können wir einen tieferen Einblick in ihr soziales Leben und ihre Interaktionen in ihrem natürlichen Lebensraum gewinnen. Dieses Wissen ist nicht nur für Vogelbeobachter und Naturfreunde faszinierend, sondern spielt auch eine wichtige Rolle im Schutz und Erhalt dieser bemerkenswerten Vogelart.
Das Familienleben der Spechte: Fortpflanzungsverhalten und Brutpflege
Spechte führen ein faszinierendes Familienleben, das durch einzigartige Aspekte der Fortpflanzung und Brutpflege gekennzeichnet ist. Diese Vögel zeigen ein bemerkenswertes Engagement in der Aufzucht ihrer Jungen, was sie zu einem interessanten Studienobjekt in der Vogelwelt macht.
Paarungsrituale und Nestbau
Die Paarungszeit der Spechte beginnt mit eindrucksvollen Balzritualen, bei denen Männchen durch Trommeln und spezielle Flugmanöver um die Aufmerksamkeit der Weibchen werben. Nach der Paarung beginnt der Bau der Nisthöhle, eine Aufgabe, die meist vom Männchen übernommen wird. Diese Höhlen werden in Bäumen geschaffen und dienen als sicherer Ort für die Eier und später für die Jungvögel.
Eiablage und Brut
Spechtweibchen legen in der Regel zwischen drei und sechs Eier, die sie abwechselnd mit dem Männchen bebrüten. Die Brutzeit variiert je nach Spechtart, dauert aber im Durchschnitt etwa 10 bis 14 Tage. Während dieser Zeit schützen beide Elternteile das Nest vor Raubtieren und anderen Gefahren.
Aufzucht der Jungvögel
Nach dem Schlüpfen sind die Jungvögel zunächst blind und hilflos. Beide Elternteile sind intensiv in die Fütterung und Pflege der Küken involviert. Sie bringen Nahrung zum Nest und halten es sauber, indem sie Abfall und Kot der Jungvögel entfernen. Diese Phase der intensiven Fürsorge dauert mehrere Wochen, bis die Jungvögel flügge werden.
Flügge werden und Unabhängigkeit
Das Flügge werden ist ein kritischer Moment im Leben junger Spechte. Sie lernen zu fliegen, zu klettern und selbstständig Nahrung zu suchen. Während dieser Zeit bleiben die Eltern in der Nähe, um bei Bedarf Unterstützung zu bieten. Schließlich verlassen die jungen Spechte das elterliche Territorium, um ihr eigenes Revier zu finden.
Bedeutung für den Artenschutz
Das Verständnis des Fortpflanzungsverhaltens und der Brutpflege von Spechten ist entscheidend für den Schutz dieser Arten. Durch die Sicherstellung geeigneter Brutplätze und die Erhaltung ihrer natürlichen Lebensräume können wir einen wichtigen Beitrag zum Fortbestand dieser faszinierenden Vogelart leisten.
Die Beobachtung und das Studium des Familienlebens der Spechte bieten nicht nur spannende Einblicke in ihr Verhalten, sondern helfen auch, das Bewusstsein für die Bedeutung ihres Schutzes zu schärfen.
Bedrohungen und Schutz der Spechtarten in Deutschland
Die Spechtarten in Deutschland stehen vor verschiedenen Herausforderungen, die ihre Populationen und Lebensräume bedrohen. Ein tieferes Verständnis dieser Bedrohungen und der Schutzmaßnahmen ist entscheidend für den Erhalt dieser faszinierenden Vogelarten.
Hauptbedrohungen für Spechte
- Lebensraumverlust: Die größte Bedrohung für Spechte ist der Verlust ihres natürlichen Lebensraums. Dieser wird durch Abholzung, Landwirtschaft, Urbanisierung und andere menschliche Aktivitäten verursacht.
- Klimawandel: Klimatische Veränderungen beeinflussen die Verfügbarkeit von Nahrung und Brutplätzen, was zu einer Verschiebung der Verbreitungsgebiete führen kann.
- Pestizide und Umweltverschmutzung: Der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft und andere Formen der Umweltverschmutzung können die Nahrungsquellen der Spechte beeinträchtigen und ihre Gesundheit gefährden.
- Konkurrenz und Prädation: Die Konkurrenz um Nistplätze mit anderen Vogelarten und die Prädation durch Raubtiere stellen weitere Herausforderungen dar.
Schutzmaßnahmen für Spechte
- Erhalt und Wiederherstellung von Lebensräumen: Die Schaffung und Erhaltung von geeigneten Lebensräumen, insbesondere von alten Wäldern mit einem hohen Anteil an Totholz, ist für den Schutz der Spechte essentiell.
- Schutzgebiete und Biotopvernetzung: Die Ausweisung von Schutzgebieten und die Vernetzung von Biotopen helfen, die Lebensräume der Spechte zu sichern und ihre Wanderungsrouten zu erhalten.
- Forschung und Monitoring: Wissenschaftliche Forschung und regelmäßiges Monitoring der Spechtpopulationen sind wichtig, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen und entsprechend reagieren zu können.
- Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit: Die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Bedürfnisse und den Schutz der Spechte ist ein wichtiger Schritt, um Unterstützung für Naturschutzmaßnahmen zu gewinnen.
- Gesetzliche Schutzmaßnahmen: Die Durchsetzung und Einhaltung von Gesetzen zum Schutz bedrohter Arten und ihrer Lebensräume ist entscheidend.
Bedeutung des Spechtschutzes
Der Schutz der Spechte ist nicht nur für den Erhalt dieser Arten selbst wichtig, sondern auch für die Erhaltung der biologischen Vielfalt und der Gesundheit der Ökosysteme, in denen sie leben. Spechte spielen eine wichtige Rolle im Waldökosystem, unter anderem bei der Kontrolle von Insektenpopulationen und der Bereitstellung von Nistplätzen für andere Tierarten.
Durch gezielte Schutzmaßnahmen und ein erhöhtes Bewusstsein für die Bedürfnisse dieser Vögel können wir dazu beitragen, dass die Spechtarten in Deutschland auch für zukünftige Generationen erhalten bleiben.
Fazit: Spechtarten in Deutschland
So, nun kennst du die wichtigsten Spechtarten aus Deutschland. Vielleicht helfen dir diese Informationen ja bei deinem nächsten Waldspaziergang, wenn du das typische Klopfen hörst. Oder vielleicht entdeckst du den einen oder anderen Specht ja auch auf einem Baum oder im Gras sitzend.
Wobei letzteres eher selten bei den Spechtarten zu beobachten ist. Lediglich den Grünspecht und den Buntspecht habe ich bisher im Gras beobachten können.
Wenn dir hier noch Informationen über die heimischen Spechtarten fehlen sollten, dann schreib mir das einfach in den Kommentaren und ich werde sie hier noch ergänzen.
Hallo Dirk,
danke für die ausführliche Beschreibung der einzelnen Spechtarten. Ich habe dank
Deiner Hilfe heute einen Grauspecht bei uns im Garten identifizieren können, den ich bisher noch nie gesehen habe.
Herzliche Grüße
Barbara