Der Merlin (lat. Falco columbarius) gehört genau wie der Turmfalke und der Wanderfalke zur Familie der Falkenartigen (lat. Falconidae). Obwohl sie zu den Falken gehören sind sie recht klein und besuchen uns in Mitteleuropa häufig als Durchzügler während des Frühlings oder Herbstes.
So gehört der Merlin zu den etwas selteneren Vögel im Garten, trotzdem kann man ihn besonders im Oktober häufiger zu Gesicht bekommen.
Systematik
- Klasse: Vögel (Aves)
- Ordnung: Falkenartige (Falconiformes)
- Familie: Falkenartige (Falconidae)
- Unterfamilie: Eigentliche Falken (Falconinae)
- Gattung: Falken (Falco)
- Art: Merlin
Wie sieht ein Merlin aus?
Der Merlin ist allgemein etwas kleiner, als die restlichen Vögel seiner Gattung und besitzt lediglich eine Spannbreite von ca. 60–70 Zentimetern. Wie auch bei anderen Vögeln unterscheidet sich das Männchen von dem Weibchen, jedoch besitzen beide ein prägnantes Merkmal, die Längsstreifen auf der Unterseite. Bei dem Weibchen ist die Unterseite meist klar weiß, bei dem Männchen wirkt sie etwas rostfarbiger. Die Längsstreifen sind jedoch bei beiden Geschlechtern immer dunkelfarbig im Kontrast zu hellen Unterseite.
Das Männchen ist allgemein etwas kleiner als das Weibchen und hat einen rötlich wirkenden Nacken, die restliche Oberseite ist trüb grau. Bei dem Weibchen ist die ganze Körperoberseite dunkelbraun.
Am Schwanz ist der Merlin auch gut zu erkennen, dieser ist im Gegensatz zu anderen Vögeln sehr kurz und hat beim Weibchen vertikale schwarze Streifen. Beim Männchen ist lediglich das Schwanzende schwarz.
Wo leben Merline?
Der Lebensraum des Merlins erstreckt sich vor allem auf der nördlichen Hemisphäre, jedoch nicht ganz im Norden. Sein natürlicher Lebensraum ist in Ländern, wie Island, Kanada, Ostsibirien, sowie im Norden von der USA und Großbritannien. In Mitteleuropa, also auch in Deutschland liegt nicht sein natürlicher Lebensraum, wenn wir ihn jedoch in unserem Garten zu Gesicht bekommen, handelt es sich bei diesem Vogel um einen Durchzügler. Dies geschieht meistens im Oktober.
Ansonsten lebt der Merlin in Tundras, Birkenwäldern, Mooren oder ganz selten an Küsten. Er kann eigentlich überall leben, wo es auch kleinere Vögel gibt und wo es nicht zu warm ist.
Was frisst ein Merlin?
Der Merlin ist ein Raubvogel und seine Hauptspeise sind kleinere Vögel, zum Jagen besucht er vor allem baumarme Gebiete. Zur Not gibt er sich auch mit etwas größeren Insekten oder Jungtieren zufrieden. Dies geschieht vor allem in der Brutzeit. Man sieht in selten in der Nähe von Ortschaften jagen.
Brutverhalten und Fortpflanzung beim Merlin
Hier unterscheidet sich der Merlin vom klassischen Klischee, dass Vögel immer ihr Nest immer in der Höhe errichten, so sucht der Falco columbarius sich vor allem baumlose Gebiete, wie Moore, Steppen oder Dünen, um dort sein Nest auf dem Boden zu bauen. Oft nutzt der Merlin, wie andere Raubvögel auch die Nester anderer Vögel, soweit es welche im bevorzugten Gebiet gibt. Ganz selten sieht man den Merlin auch in lichten Waldrändern brüten.
Die Brutzeit erstreckt sich von April bis Anfang Juni, das kommt auf die Gegend an, in der der Merlin brütet. Dabei zieht er nur ein Gelege in einem Jahr groß, dieses besteht in der Regel aus fünf oder sechs Eiern. Der Legeabstand beträgt etwa 2 Tage.
Die Eier besitzen eine glatte, glanzlose Farbe. Die Oberfläche ist rotbraun pigmentiert, diese kann so stark sein, dass man meinen könnte rotbraun wäre die Grundfarbe der Eier.
Es braucht circa einen Monat bis ein Jungtier schlüpft, während dieser Zeit ist vor allem das Weibchen bei den Eiern, das Männchen besorgt währenddessen die Nahrung und lagert es in der Nähe des Horstes. Nach dem Schlüpfen spendet das Weibchen intensiv Wärme und das Männchen ist weiterhin für die Nahrungsbeschaffung zuständig, gefüttert werden die Jungtiere jedoch von dem Weibchen.
Nach einem Monat sind die jungen Vögel dann flugfähig, es bedarf jedoch noch weiteren Schutz von den Eltern. Erst nach 6 weiteren Wochen sind die Jungtiere wirklich auf sich allein gestellt und verlassen den Horst.
Der Merlin führt Saisonehen, somit verlassen sich die Eltern wieder, nachdem die Jungtiere selbstständig werden.
Hat der Merlin Feinde?
Ja, der Merlin (Falco columbarius) hat Feinde, wie die meisten Tiere in der Natur. Zu seinen potenziellen Feinden gehören größere Greifvögel wie Eulen, Bussarde und Falken, die gelegentlich auf Merlins Jagdgebiete stoßen und sie als Beute betrachten können. Darüber hinaus können Bodenräuber wie Füchse und Raubtiere wie Wiesel und Marder die Eier und Jungvögel von Merlins gefährden, wenn sie Nester finden.
Menschen können auch eine Bedrohung für Merlins darstellen, insbesondere wenn sie ihre Lebensräume zerstören, indem sie Wälder abholzen oder offene Flächen entwickeln. Klimaveränderungen und Umweltverschmutzung können ebenfalls indirekte Gefahren darstellen, indem sie die Verfügbarkeit von Beutevögeln beeinflussen, die die Hauptnahrungsquelle für Merlins sind.
Insgesamt sind Merlins jedoch ziemlich geschickte Jäger und haben einige Anpassungen entwickelt, um sich vor Feinden zu schützen, darunter schnelle Flugmanöver und die Fähigkeit, sich in ihrem Lebensraum gut zu verstecken. Trotzdem sind sie nicht immun gegen die Gefahren, die in ihrer natürlichen Umgebung und durch menschliche Aktivitäten lauern.
Was unterscheidet den Merlin vom Turmfalken?
Die beiden Falkenarten, der Merlin und der Turmfalke, sind zwar verwandt und gehören zur Familie der Falken, weisen jedoch einige markante Unterschiede auf:
Größe und Aussehen:
- Der Merlin ist im Allgemeinen kleiner und kompakter als der Turmfalke. Männliche Merlins haben eine Größe von etwa 25 bis 33 Zentimetern, während Turmfalken etwas größer sind und eine Größe von etwa 34 bis 38 Zentimetern erreichen.
- Das Gefieder des Merlins ist oben blaugrau bis schwarzbraun gefärbt, während der Turmfalke eine rötlich-braune Oberseite und eine helle Unterseite mit dunklen Flecken aufweist. Der Merlin hat auch ein markantes Gesichtsmuster mit dunklen Augenstreifen, während der Turmfalke ein ausgeprägtes schwarzes Fleckmuster am Kopf hat.
Verbreitung:
- Die Verbreitung der beiden Arten unterscheidet sich erheblich. Der Merlin ist in Nordamerika, Eurasien und Nordafrika heimisch, wobei es verschiedene Unterarten gibt, die in unterschiedlichen Regionen vorkommen.
- Der Turmfalke hingegen ist hauptsächlich in Europa, Teilen Asiens und Nordafrikas anzutreffen. Er ist in einigen Regionen Europas der häufigste Greifvogel.
Lebensraum und Verhalten:
- Die beiden Falkenarten bevorzugen unterschiedliche Lebensräume. Merlins bewohnen oft offene Landschaften, Wälder und Tundren. Sie sind für ihre schnellen Sturzflüge und wendigen Flugmanöver bekannt, während sie Vögel jagen.
- Turmfalken sind hingegen häufiger in bewohnten Gebieten zu finden, darunter städtische und ländliche Regionen. Sie nisten oft in Gebäuden und jagen Kleinsäuger wie Mäuse und Insekten.
Ruf und Verhalten:
- Die Rufe und Verhaltensweisen der beiden Falkenarten sind ebenfalls unterschiedlich. Merlins haben in der Regel scharfe, schnelle Rufe, die sie bei der Jagd und zur Kommunikation verwenden.
- Turmfalken sind bekannt für ihren charakteristischen schrillen Schrei, der oft mit städtischen Lebensräumen in Verbindung gebracht wird.
Insgesamt sind der Merlin und der Turmfalke zwei faszinierende Greifvogelarten, die sich in ihrer Größe, ihrem Aussehen, ihrer Verbreitung und ihrem Verhalten unterscheiden. Diese Unterschiede machen sie zu einzigartigen und interessanten Mitgliedern der Falkenfamilie.
Merlin Steckbrief
Merkmal | Informationen |
---|---|
Wissenschaftlicher Name | Falco columbarius |
Verbreitung | Nordamerika, Eurasien, Nordafrika |
Lebensraum | Offene Landschaften, Wälder, Tundren |
Größe | Etwa 25 bis 33 Zentimeter (Männchen kleiner als Weibchen) |
Flügelspannweite | Etwa 53 bis 69 Zentimeter |
Gewicht | Männchen: 140 bis 180 Gramm; Weibchen: 190 bis 270 Gramm |
Farbe | Oberseite: blaugrau bis schwarzbraun; Unterseite: weiß mit dunklen Flecken |
Merkmale | Kurzer, breiter Schwanz; spitze Flügel; markantes Gesichtsmuster mit dunklen Augenstreifen |
Ernährung | Hauptsächlich Vögel, insbesondere Tauben, aber auch Kleinsäuger und Insekten |
Jagdverhalten | Schnelle Sturzflüge aus der Luft, um Beute zu ergreifen; wendige Flugmanöver |
Fortpflanzung | Brutvögel; legen in Baumhöhlen oder auf Felsen Eier; meist 3-6 Eier pro Gelege |
Brutzeit | Frühling bis Frühsommer |
Brutdauer | Etwa 28-32 Tage |
Jungenaufzucht | Beide Elternteile beteiligen sich an der Fütterung der Jungen |
Lebenserwartung | In freier Wildbahn etwa 7-10 Jahre, in menschlicher Obhut länger |
Besonderheiten | Schnellster aller Falken; oft als Zugvögel unterwegs; Populationen können schwanken |
Merlin im Video
Weitere Quellen:
Letzte Aktualisierung am 2024-11-23 / * = Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
Vor 5 Jahren wurde 50 m von meiner Terrasse eine Merlinbrut in einem alten Elsternnest durch einen starken Sturm gleichzeitig mit einer Elsternbrut im Nachbarbaum vernichtet. Der Vogel ist mir durch seine Taubenform und Größe aber einem Raubtierkopf aufgefallen sowie falkenartiger Flug und Rütteln. Sichtungs- und Baumstandort: Bauschheim (bei Rüsselsheim). Baumstraße 57. Offensichtlich hat das Paar hier überwintert, denn seit Anfang 2024 sehe ich den Vogel hin und wieder, heute sogar beide Vögel. Standort vermutlich Großgehölze bei der Kläranlage Bauschheim-Astheim, dort habe ich den scharfen schnellen Ruf gehört, das Revier kann auch am Altrhein liegen. Ich bin Mitglied im Vogelschutzverein Bauschheim im NABU.
Glückwunsch zur Sichtung und zur Möglichkeit diese tollen Vögel zu beobachten.